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18th November 2025

Von Compliance zu Resilienz: Was die Omnibus-Abstimmung im EU-Parlament für Beschaffung und Lieferketten bedeutet

Gerade veröffentlicht: Der globale Index für Nachhaltigkeitsrisiken & Leistung von Lieferketten

Insight From EcoVadis Ratings

Die jüngste Abstimmung des Europäischen Parlaments über das Omnibus-I-Paket liefert wichtige neue Informationen über die aktuelle Entwicklung der Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD). Diese Abstimmung spiegelt die Verhandlungsposition des Parlaments in den bevorstehenden Trilog-Gesprächen wider und beinhaltet Änderungen, die den vorgeschlagenen Anwendungsbereich der Richtlinie erheblich einschränken.

Die politische Dynamik hinter der Abstimmung – die durch eine Allianz gesichert wurde, die einen Großteil der politischen Mitte ausschloss – spiegelt einen Trend zu zunehmender Vorsicht gegenüber neuen Compliance-Auflagen wider. Für viele Interessengruppen ist das Ergebnis nicht nur ein Rückschritt in Bezug auf die regulatorischen Ambitionen, sondern auch ein Signal für die zunehmende Volatilität der Nachhaltigkeitsagenda der EU.

Für Beschaffungsteams könnte die unmittelbare Schlussfolgerung eine geringere Compliance-Belastung sein – weniger formelle Verpflichtungen und reduzierte Dokumentationsanforderungen.

Die Risiken in der Lieferkette nehmen jedoch mit politischen Veränderungen nicht ab. Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Betriebsstörungen bleiben wesentliche Risiken, und die Erwartungen von Investoren, Kunden und der Zivilgesellschaft steigen weiter, unabhängig von gesetzlichen Schwellenwerten. Die Änderung des Geltungsbereichs der CSDDD mag den Verwaltungsaufwand verringern, mindert jedoch nicht die Notwendigkeit einer robusten, evidenzbasierten Sorgfaltspflicht. Strategische Beschaffung bedeutet heute, über Mindestanforderungen hinauszuschauen und in Resilienz, Transparenz und langfristige Lieferantenbindung zu investieren.

 

Was hat das Europäische Parlament beschlossen?

Die Änderungen des Geltungsbereichs – einschließlich der Anhebung der CSDDD-Schwellenwerte auf 5.000 Mitarbeiter und 1,5 Milliarden Euro Umsatz – signalisieren eine strategische Abkehr von einer umfassenden Sorgfaltspflicht in europäischen Lieferketten. Darüber hinaus schwächen die Streichung der obligatorischen Klimawandelpläne und die Abkehr von einer harmonisierten Haftung auf EU-Ebene die vorgeschlagene Reichweite der Gesetzgebung ab.

Dennoch zeigen bestehende nationale Gesetze, wie das LkSG, dass die obligatorische Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte zu bedeutenden Verbesserungen führt. Erste Bewertungen des deutschen Lieferkettengesetzes lassen positive Auswirkungen in den Produktionsländern erkennen, die insbesondere auf verbesserte Beschwerdemechanismen, klarere Erwartungen an Lieferanten und einheitlichere Risikobewertungsprozesse zurückzuführen sind. Diese Fortschritte zeigen, dass eine strukturierte Sorgfaltspflicht auch in Zeiten gesetzgeberischer Unsicherheit zu einer Anhebung der Standards und zu messbaren Vorteilen entlang der gesamten Wertschöpfungskette führen kann.

 

Von der Compliance zur Strategie: Argumente für proaktive Sorgfaltspflichten

Unternehmen, die ihre Sorgfaltspflichten in der Lieferkette bereits im Einklang mit der CSDDD strukturiert haben, sollten ihren Kurs nicht ändern.

Die wirtschaftlichen Argumente für die Weiterentwicklung dieser Prozesse sind nach wie vor überzeugend, auch wenn der Rechtsrahmen noch verhandelt wird. Unternehmen, die sich dafür entscheiden, weiterhin eine risikobasierte, evidenzgestützte Sorgfaltspflicht umzusetzen, profitieren in mehrfacher Hinsicht:

  • Wettbewerbsvorteile: Durch transparente und rückverfolgbare Lieferketten, die globale B2B-Kunden und Verbraucher*innen zufriedenstellen.
  • Glaubwürdigkeit gegenüber wichtigen Stakeholdern: Aufrechterhaltung der Glaubwürdigkeit gegenüber Investoren, Kunden und der Zivilgesellschaft, die weiterhin verantwortungsbewusstes unternehmerisches Handeln erwarten.
  • Frühzeitige regulatorische Bereitschaft: Gute Positionierung des Unternehmens für den Fall, dass die legislativen Ambitionen nach den Trilog-Verhandlungen oder zukünftigen Politikzyklen zunehmen sollten.
  • Stärkere Lieferantenbeziehungen: Unterstützt durch klarere Erwartungen, konsequentes Engagement und Programme zum Kapazitätsaufbau.

Kurz gesagt: Proaktives Handeln heute kann kostspieligere Korrekturmaßnahmen morgen verhindern. Verantwortungsvolle Beschaffung wird zunehmend als strategische Kompetenz anerkannt – und nicht nur als Compliance-Verpflichtung.

 

Fazit: Trotz Unsicherheit auf Kurs bleiben

Die Abstimmung im Parlament gibt einen klareren Einblick in die Position einer Partei in den CSDDD-Verhandlungen. Der endgültige Text wird in den bevorstehenden Trilog-Verhandlungen mit der Kommission und dem Rat ausgearbeitet.

Für Beschaffungsorganisationen bleiben die zugrunde liegenden Erwartungen jedoch unverändert: Die Verantwortung nimmt mit sich ändernden Schwellenwerten nicht ab, und Transparenz prägt weiterhin die Erwartungen des Marktes und der Interessengruppen.

Unternehmen, die ihre eigenen Ambitionen definieren, anstatt auf endgültige regulatorische Klarheit zu warten, sind besser in der Lage, mit Volatilität umzugehen, widerstandsfähige Lieferketten aufzubauen und in der sich wandelnden Landschaft der nachhaltigen Beschaffung eine Führungsrolle zu übernehmen.

 

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Teile 2 & 3: Geplant für Dezember und Januar

 

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